1. Semester Master. Wintersemester 2024/2025
Workshop Tragwerkslehre. Vertiefungsrichtung Entwurf und Konstruktion
Beschreibung
In der Praxis stehen für die Bewältigung komplexer Entwurfsprozesse in vielen Fällen nur sehr begrenzte Zeiträume zur Verfügung. Für entwerfende Ingenieure ist es aus diesem Grund sehr wichtig, die Fähigkeit zu besitzen, in sehr kurzer Zeit Entwurfskonzepte und Tragwerkslösungen entwickeln zu können. Stegreifentwürfe sind ein hervorragendes Mittel, entsprechende Fähigkeiten zu erlernen und zu üben.
Ingenieurbauwerke sind klassische Planungsaufgaben für Bauingenieure. Im Unterschied zu Straßen- und Eisenbahnbrücken sind Fußgängerstege für den Menschen unmittelbar aus nächster Nähe erfahrbar. Sie haben aus diesem Grund einen sehr hohen Anspruch an die Gestaltung. Fußgängerstege bieten aber auch eine hervorragende Gelegenheit, ganzheitliche Planungslösungen für eine Ingenieuraufgabe zu entwickeln und mit innovativen Konzepten und Technologien zu experimentieren. Der Entwurfs-Workshop soll die Gelegenheit bieten, die unterschiedlichen Aspekte, die bei der Planung von Fußgängerbrücken zu berücksichtigen sind, zu vertiefen.
Ausgangslage
Im schmalen Talbecken östlich der Stadt Spittal an der Drau befinden sich neben der Drau zahlreiche in Talrichtung verlaufende verkehrliche Infrastrukturen (Autobahn, ÖBB, Bundesstraße) und weitere Infrastrukturanlagen (Deponie, Müllverbrennungsanlage, Kläranlage), die eine Querung des Talbeckens für Fußgänger und Radfahrer in erheblichem Umfang beeinträchtigen. Eine der wenigen Querungsmöglichkeiten über die Drau führt über die Amlacher Brücke, die aber aufgrund bautechnischer Schäden für den Verkehr gesperrt werden musste und rückgebaut werden muss.
Eine neue Brücke soll eine sinnvolle und sichere Verbindung für Radfahrer und Fußgänger gewährleisten und insgesamt zu einer Strukturverbesserung des ländlichen Raumes beitragen.
Aufgabenstellung
Es war eine für Fußgänger und für Radfahrer gleichermaßen funktionale und attraktive Verbindung zwischen den bestehenden Stadtgebieten zu entwerfen. Das neue, ca. 80 m lange Brückenbauwerk musste vollständig barrierefrei sein. Die nutzbare lichte Breite des Brückenüberbaus sollte durchgängig mindestens 2,75 m betragen. Wegen der Hochwassergefahr werden Pfeiler im Flußbett ausgeschlossen. Pfeiler im Bereich des Vorlandes können angeordnet werden. Brückenüberbau und Rampen waren mit einem Geländer mit einer Höhe von 1,30 m zu versehen. Es ist eine Beleuchtung auf dem Brückenüberbau vorzusehen. Ein Entwässerungskonzept für die Brückenoberfläche war zu entwickeln.
Die Neuplanung sollte sich schlüssig und harmonisch in die Flusslandschaft einfügen. Mit dem Konzept sollte verdeutlicht werden, dass ein zeitgenössisches Ingenieurbauwerk nicht nur in das Umfeld eingebettet werden, sondern einen eigenständigen Beitrag zur Landschaftsgestaltung leisten kann. Das landschaftsräumliche Potenzial der benachbarten Bereiche sollte durch das Brückenbauwerk nicht beeinträchtigt werden.
Aufgabe war, eine Brückengradiente in Grund- und Aufriss zu entwickeln und damit eine sinnvolle Anbindung an das Wegenetz herzustellen.
Es gab grundsätzlich keine Einschränkungen bezüglich Materialwahl, Tragwerkskonzept und Bauweise. Bei der Wahl der Werkstoffe und der konstruktiven Ausgestaltung der Bauteile war auf eine angemessene Dauerhaftigkeit sowie Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz zu achten. Die Konstruktion sollte robust, möglichst wartungsarm und insgesamt wirtschaftlich sein. Die Ausbildung beziehungsweise Gestaltung der Brückenwiderlager ist Teil der Entwurfsaufgabe.
Anzufertigen waren Lageplan M 1:500, Grundriss und Ansicht M 1:200, Querschnitt M 1:20, Detailzeichnungen M 1:5 / 1:10 sowie Tragwerksbeschreibung, Arbeitsmodell, Visualisierung und Poster.
Lehrende
Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann
Prof. Dr.-Ing. Gert Eilbracht
wiss. Ass. Dipl.-Ing. Philipp Wehbe
Studierende
Studierende Bauingenieurwesen,
1. Semester Master, Vertiefungsrichtung Entwurf und Konstruktion